Die erste urkundliche Erwähnung der „Mül zu Eytzing“ erfolgte im Jahre 1461 in einem Lehensbrief des Salzburger Fürsterzbischofs Burkhard II. von Weißpraich. Wie der gesamte Rupertiwinkel gehörte Eizing zum Gebiet des Fürsterzbistums Salzburg. Als sogenanntes „landesherrliches Lehen“ unterstand die Mühle direkt dem Erzbischof. Ritter oder Adelige, die im Dienst des Bischofs standen, wurden mit der Mühle belehnt, d.h. mit den Abgaben, die der jeweilige Müller entrichten mußte, bezahlt. Die Lehensinhaber seit 1461 waren: 1461-1502 Wilhelm Trauner 1502-1511 Sabine Rauber v. Plankenstein 1511-1535 Sigmund v. Auersperg 1535-1542 Balthasar II v. Thannhausen 1542-1566 Balthasar III v. Thannhausen 1566-1592 Gervasius v. Fabrizzi zu Kleßheim 1592-1607 Tobias v. Fabrizzi zu Kleßheim 1607-1624 Familie v. Rehlingen 1621-1626 Helena v. Grimming 1626-1669 Raimund, Caspar u. Franz v. Grimming 1669-1675 Polycarp Graf v. Kuehnburg 1675-1816 Die Grafen v. Kuehnburg Im Jahre 1816 wurde der Rupertiwinkel vom Land Salzburg abgetrennt und dem Königreich Bayern zugesprochen.
Die Besitzungen des Wilhelm Trauner, Lehensbuch Salzburg 1461, darunter „ain Mül zu Eytzing im Tittmaninger Gericht“
Lehensurkunde des Fürsterzbischofs Wolf Dietrich für Tobias Fabrizzi von Kleßheim. In der Aufzählung der verliehenen Güter heißt es: „Erstlich ain Mühl und Guet zu Eizing in Tittmaninger Gericht darauf Hans Aicher sitzt“
Die Lehensherren zogen lediglich die Steuern der Mühle ein. Von den frühen Müllern, die die Mühle bewirtschafteten, ist nur wenig bekannt. Im Jahr 1589 erfolgte der Kauf der „Eytzingerischen Öl- und Treidmühlen sowie Sägemühle 1 Blatt zu 4300 Gulden samt aller Fahrnis“ durch Rupertus Aicher. Seitdem wird die Mühle in Eizing von der Familie Aicher bewirtschaftet und weitervererbt. Die Müller seit 1589 waren: 1589 Rupertus Aicher und Ehefrau Eva 1590-1613 Hanns Aicher und Ehefrauen 1. Barbara und 2. Margarethe 1613-1645 Johannes Aicher und Ehefrau Maria 1645-1685 Johannes Aicher und Ehefrau Maria 1685-1715 Johannes Aicher und Ehefrauen 1. Gertrude und 2. Maria 1715-1747 Sebastian Aicher und Ehefrauen 1. Ursula und 2. Maria 1747-1775 Laurentius Aicher und Ehefrau Gertrudis 1775-1814 Philip Aicher und Ehefrauen 1. Maria und 2. Theresia 1814-1845 Joseph Aicher und Ehefrauen 1. Helena und 2. Magdalena 1845-1880 Valentin Aicher und Ehefrau Helena 1880-1913 Johann Aicher und Ehefrau Theresia 1913-1954 Johann Aicher und Ehefrauen 1. Maria und 2. Franziska 1954-1983 Johann Aicher und Ehefrauen 1. Theresia und 2. Martha 1983-2005 Johann Aicher und Ehefrau Maria seit 2006 Johann Aicher
Zunftkreuz der Müller, Salzburg um 1520
Eizing 1910
Ursprünglich war die Mühle in Eizing eine Lohnmühle, d.h. die Bauern der Umgebung brachten ihr Getreide, welches auf Mühlsteinen gemahlen und mit einem sog. Beutelkasten grob abgesiebt wurde. Dafür entrichteten sie dem Müller einen Mahllohn. Ende des 19. Jahrhunderts setzten in der Müllerei große technische Veränderungen ein. So wurden die Mühlsteine durch Metallwalzen ersetzt und mit Hilfe sog. Plansichter eine verbesserte Siebtechnik eingesetzt. Die Mühlen, die als erste diesen technischen Fortschritt mitmachten, nannten sich stolz „Kunstmühle“ oder „Walzmühle“. Auch die Aichermühle führt seither die Bezeichnung „Kunstmühle“, was also nichts mit künstlich zu tun hat. Am 2. März 1932 wurde die Mühle durch einen Brand völlig zerstört. Bereits im Oktober des selben Jahres konnte die völlig neu gebaute und neu eingerichtete Mühle ihren Betrieb wieder aufnehmen. Nach dem 2. Weltkrieg vollzog sich der Wandel von der Lohn- zur Handelsmüllerei. Die Bezeichnung besagt, dass eine Mühle Getreide ankauft und das fertige Mehl weiterverkauft. Für den erheblichen Lagerbedarf des Getreides wurde 1960 ein Getreidesilo errichtet. Im Jahr 1978 wurde das Vermahlungssystem völlig neu eingerichtet, 1980 wurde ein neues Silo für die Mehlloseverladung gebaut. Seither erfolgten Modernisierungen der Getreidereinigung, der Verladung und des eigenen Labors. Zur elektronischen Überwachung wurden die Transmissionen durch Einzelantriebe ersetzt und eine speicherprogrammierbare Steuerung eingebaut. 2006 kam eine neue Kleinpackerei hinzu und seit der Anschaffung einer Photovoltaikanlage im Herbst 2008 erzeugen wir wieder umweltfreundliche Energie. Heute ist die Mühle ein mittelständischer Handwerksbetrieb mit Kunden im gesamten südostbayerischen Raum.
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